Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci ist eines der Universalgenies der Renaissance. Er war zugleich Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekt und Naturforscher. Sein wohl bekanntestes Werk ist die 'Mona Lisa', La Gioconda, die im Pariser Louvre jährlich von Millionen Touristen und Kunstliebhabern aus der ganzen Welt besichtigt wird.

1452 kommt Leonardo in dem kleinen Dorf Vinci in der Toscana zur Welt. Er ist der uneheliche Sohn eines Notars und einer Bäuerin, wird trotzdem getauft. Nachdem er 17 wohl unbekümmerte Jahre unter Einfluß der Familie verbringt, schickt man ihn in das Atelier zu Verrochio. Zu den bereits erworbenen Grundkenntnissen wie Lesen, Schreiben, Rechnen, etwas Latein, folgt nun eine umfassende Ausbildung als Maler und Bildhauer.

Als klein, mit blonden Locken, blauen Augen, einem athletischen Körper wird Leonardo beschrieben. Verrochios Statue des 'David', in Borghello, Florenz, ist vielleicht ein Porträt von ihm. Heiraten aber wird Leonardo nie, und uns ist nichts über sein Liebesleben bekannt. 1476 beschuldigt man ihn der Homosexualität, und knapp entkommt er einer Bestrafung. Seine Texte verfasste der Linkshänder in Spiegelschrift, und seine porträtierten Figuren vermitteln eine androgyne Wirkung. Aus neueren Analysen lassen sich Erkenntnisse über die 'Mona Lisa' gewinnen, die auf ein Selbstporträt des Künstlers deuten - ebenfalls erkennt man, wenn der richtige Ausschnitt gewählt wird, in der Mundpartie einen Jünglingsrücken...

Leonardo führt seine ersten Arbeiten um 1473 aus. So beeauftragt ihn sein Meister, einen Engel auf dessen Bild 'Die Taufe Christi' zu malen. Das Bild befindet sich heute, neben anderen frühen Werken, in Uffizien, Florenz. Leonardo übertrifft seinen Meister, und wenn man der Legende glaubt, gab dieser danach die Malerei auf...
Weitere Werke zeugen von der Meisterschaft des Malers, der sich selbstständig macht und nun Auftragsarbeiten verrichtet. So die 'Felsgrottenmadonna', damals in Mailand, heute in Paris, ebenfalls dort 'Die heilige Anna Selbdritt'.

Eines seiner Hauptwerke ist eine Wandmalerei, das 'Abendmahl' in Mailand. Dieses verfehlte die amerikanische Luftwaffe im 2. Weltkrieg nur knapp. Dennoch ist es schlecht erhalten, Leonardo experimentierte mit neuartigen Farbbeschichtungen, die leider schnell wieder abblätterten.
Das Bild zeigt Jesus mit seinen Jüngern, in dem Moment, in dem dieser ihnen vom bevorstehenden Verrat berichtet. Der Künstler stellt die Personen auf dem Bild als fühlende Menschen dar, er versucht, ihren Emotionen durch Körpersprache Ausdruck zu verleihen. In dem Saal ist Bestürzung ausgebrochen, in der Vorahnung einer Tragödie versuchen die Jünger, den Schuldigen zu finden. Nur einer scheint wie erstarrt, mit rotem Gesicht, zurückgezogenem Körper, in Halbschatten getaucht, Judas...

Leonardo hat auch eine Reihe von Zeichnungen und Texten angefertigt, darunter wissenschaftliche Studien, die uns in Tausenden Manuskriptseiten überliefert sind.
Leonardo beschäftigt sich beispielsweise mit Flugapparaten, auch liefert er analysierende Beschreibungen zum Vogelflug. Er ist als Tierliebhaber bekannt, er geht auf die Märkte, kauft die nicht billigen Hunde, Katzen, vor allen Dingen Vögel, und schenkt ihnen dann die Freiheit: 'Leonardo lacht, und die braven Bürger verstehen gar nichts'.

Für seine Anatomiestudien seziert Leonardo des Nachts ausgegrabene Leichen, ein verbotener Wissensdurst, der im Geheimen gestillt werden muß. Knochen werden 'im erstickenden Gestank faulenden Fleisches' zerbrochen oder zersägt.

Er erfindet viele Kriegsmaschinerien, darunter Panzer, Mörser, Gasbomben, transportable Brücken, ein 'Sichelwagen' mit einer Art gigantischen Kreissäge, die den Feind zerstückelt...

Doch die meisten der Ideen von Leonardo, diesem 'homo faber par excellence', gelangten nicht über die Entwicklungsphase. Zu stürmisch war die Zeit, und zu unbeständig der Künstler. Leonardo pendelt zwischen Florenz, Mailand, vielleicht bereiste er auch den Orient, letzendlich ruft ihn der König von Frankreich nach Amboise. Im Gepäck hat der Künstler, die Rache der Auftraggeber fürchtend mit Karton getarnt, bereits angezahlte Bilder, darunter das 'Portrait einer gewissen Florentiner Dame'...

Er läßt sich am Hof nieder, wo er bewundert wird, aber unverstanden und einsam bleibt. Die letzten Jahre werden für die Nachwelt ein Geheimnis bleiben: 'er wollte die Stille, verlangte nach Frieden und suchte mehr als je zuvor die umfassende Harmonie in einer Welt voller Schrecken, Verwünschungen und Wirren. Er wollte nicht mehr sprechen, nicht mehr schreiben, nicht mehr malen; er verlangte nach Hingabe, Gebet und Schlaf.'
Es ist das Jahr 1519, in dem Leonardo im Alter von 67 Jahren stirbt.