Bedeutende Geheimkulte und -lehren

"Der Geheimbund ist eine Organisation, in deren Aufgaben und Zwecke die übrige Bevölkerung keinen Einblick haben soll. Die Abschließung gegenüber ´Uneingeweihten´ [...] führt zur Monopolisierung bestimmter religiöser Riten, angeblichen oder [tatsächlichen] ´Wissens´ (Geheimlehre)."(2)

"In Zeiten von Krieg, Not und scharfer gesellschaftlicher Umbrüche greifen nicht nur Verzweiflung und Weltuntergangsstimmung um sich. Es keimen auch Sehnsüchte und Hoffnungen [...]. Gefragt sind Menschen, die ´eine Vision´ haben [...], die die Zeichen der Zeit deuten und die Führung ins Unbetretene, Ungewisse wagen. Vielleicht unter einem bildkräftigem Symbol, von dem eine gemeinschaftsbildende Kraft ausgeht."(3)

"Inmitten der dichtesten Finsternis hat sich eine Gesellschaft von neuen Wesen gebildet, die sich kennen, ohne sich je gesehen zu haben, sich verstehen, ohne sich je erklärt zu haben, sich dienen, ohne befreundet zu sein."(7)

"Die Verschwörungstheorie der Gesellschaft [...] kommt aus der Abkehr von Gott und der daraus resultierenden Frage: ´Wer ist an seine Stelle getreten?´"(4)

"Was ist der verborgene Einfluß hinter der Presse, hinter all den subversiven Bewegungen, die uns umgeben? Sind da mehrere Mächte am Werk? Oder ist es eine einzige Macht, eine einzige unsichtbare Gruppe, die alle anderen lenkt - der Kreis der wahren Initiierten?"(5)

Die Freimaurer (/Freimaurerei, Maurerei, Masoney, Mason(n)erie, Königliche Kunst)

Die Freimaurerei entstand aus der alten englischen Werkmaurerei. Die erste Großloge wurde 1717 gegründet, 1723 wurde eine Art Sittengesetz (das "Konstitutionsbuch" von J. Anderson) verfaßt. Durch die Gründung einer Hamburger Loge kam die Freimaurerei 1737 nach Deutschland. "Fürsten, Staatsmänner, Gelehrte, Künstler und Kaufleute" (wie Friedrich der Große, Wilhelm I., Goethe und Mozart) waren Logenmitglieder.
Allerdings gibt es über "die Vorgeschichte der Freimaurer [...] keine einheitlichen Theorien"(1).
Der Name gründet sich aus "den geheimgehaltenen [...] Bräuchen der [Freimaurer], die auf die [mittelalterlichen] Bauhütten zurückgeführt werden"(2).
Die Freimaurer sind Humanisten, Anhänger einer weltbürgerlichen Bewegung auf der Grundlage einer natürlichen Ethik, eine "Bruderschaftsbewegung, ausgewählter Mitglieder, welche unter Anwendung bildlicher [...], größtenteils dem Bauhandwerk [...] entlehnter Formen [wie Winkelmaß, Hammer, Kelle, Schurz] für das Wohl der Menschen wirken wollen, indem sie sich und andere geistig und sittlich zu veredeln suchen, um dadurch einen allgemeinen Menscheitsbund herbeizuführen, den sie unter sich im kleinen bereits darstellen. [...] Es gilt, die Menschheit von Furcht, Sorge und Zwietracht zu erlösen und sie in den paradiesischen Zustand vor dem ´Sündenfall´ zurückzuversetzen. [...]
[A]nstelle des Materialismus als den jetzigen Maßstab im Verhältnis der Menschen zueinander setzen die Freimaurer den Gedanken der Bruderschaft und Toleranz."
Bei der Arbeit der Loge, zu der Eingeweihte aus dem Alltag "herausgenommen und nur der Wirkung symbolischer Darstellungen ausgesetzt" werden, geht es nicht um Wissen oder Verstehen, sondern allein um das Zuhören und die "Einwirkung von Symbolen, die bei entsprechender Hingabe zuerst das Unterbewußtsein ansprechen und dann den Menschen langsam umformen." Eine hohe "Freigiebigkeit, Uneigennützigkeit und Wohltätigkeit"(1) sind Pflichten, die an das wirkliche, weltliche Leben erinnern sollen.
Zwischem dem Idealbild und der tatsächlichen Freimaurerei hingegen bestehen Unterschiede, da ehrliche und überzeugte Freimaurer in der Minderheit sind. Organisiert ist die Freimaurerei aus Mitgliedern ("Brüdern) in Logen (auch "Johannislogen"), welche in einer Art Verwaltungskörperschaft, den Großlogen, zusammengefasst sind. Innerhalb der Freimaurerei gibt es verschiedene Systeme; gemeinsam haben sie die Unterscheidung in ein festes Stufensystem aus unterteilten Graden verschiedener Ordnung. Freimaurerische "Arbeitstätten heißen Tempel oder Bauhütten"(2).

Die Illuminaten (die Erleuchteten)

Gemeint ist zum einen entweder der alte oder neue Orden der Illuminaten. Der alte wurde 1776 von Weishaupt in Ingolstadt gegründet mit dem Ziel der sittlichen "Veredelung [und dem] Kampf gegen die Jesuiten", und bald von Weishaupt, da dieser nur schwer Anhänger fand, als "echter" Freimaurer-Orden ausgegeben. Der heutige Orden ("Weltbund der Illuminaten") wurde nach dem 2. Weltkrieg in Zürich gegründet.
Illuminaten sind aber auch die Inhaber des höchsten (zehnten) Tempelgrades des AMORC (Alter Mystischer Orden vom Rosen-Creutz).

Die Kabbala (/Kabbalah, die Überlieferung)

Mit Kabbala bezeichnet man die Lehre und die (zum Großteil anonym oder pseudonym gehaltenen) Schriften der mittelalterlichen jüdischen Mystik, die sich "beschäftigt [...] mit dem vermeintlichen geheimen, mystischen Sinn des Alten Testaments und der talmudischen Religionsgesetze, mit Begriffs- und Zahlenspielerei, mit der geheimen Bedeutung und mystischen Kraft der verschiedenen Gottesnamen"(2). Das kabbalistische Hauptwerk ist das Buch Sohar; demnach "ist Gott die Quelle des Lebens und der Schöpfer des Universums, aber er ist unendlich [...], unnahbar, unbegreiflich [...]. Zwischen ihm und der Welt stehen die 10 Sephiroth, mittels welcher er die Welt geschaffen hat, die seine Werkzeuge sind und die Kanäle". Seit dem 12. Jahrhundert beschäftigt sich die Kabbala auch mit "Exegese [Erläuterung], Moral und Philosophie."(2)

"Wer sich mit Kabbala beschäftigt [...] so er sich im Werke irrt oder ungereinigt darangeht, wird er von Azrael verschlungen."(6)

Die Rosenkreuzer (/Rosenkreutzer)

Der lutherische Theologe und Satiriker J.V. Andreae (1586-1654) schrieb 1605 4 Bücher über einen legendären Christian Rosenkreutz (1378-1484), welcher Ende des 14. Jahrhunderts eine mönchsähnliche Bruderschaft gründete. Die Schriften, welche "auf eine Reform der religiösen, kulturellen und [politischen] Verhältnisse" zielte, wurden bei ihrer Veröffentlichung 1614/15 von Andreae verleugnet, und es "erhob sich ein gewaltiger Flugschriftensturm"(2); die Rosenkreuzer haben vielleicht nie existiert. Im dänischen Schleswig entstand 1494 scheinbar die "erste als Rosenkreuzer bekannte Bruderschaft".
Rosenkreuzer sind "Anhänger der auf [...] Rosenkreutz zurückgeführten Ideen", es ist "aber auch der Name von Gruppen, die weder mit dem Rosenkreuz noch mit Christian Rosenkreutz in irgendeiner Beziehung stehen."(1) Nach Max Heindel eine Verbindung "von Religion, Wissenschaft und Philosophie (also: Theosophie) im engen Zusammenhang mit den Mysterien und den Wahrheiten des Lebens". Franz Hartmann schreibt: "Der Name bezieht sich auf die mystische Bedeutung von Rose [Symbol der Herrlichkeit, Liebe, aufgegangener Selbsterkenntnis, geistiger Wiedergeburt] und Kreuz [Zeichen des Leidens, aber auch der Freiheit und Erlösung]". Der wahrhafte Rosenkreuzer "ist ein Adept, ein Wiedergeborener oder Erleuchteter, ein ´Buddhist´".
Die Rosenkreuzerische Lehre befasst sich mit "esoterischen, philosophischen, spirituellen und okkulten" Themen. Die Gruppierung ist verbunden "durch gemeinsame Interessen, geheime Erkennungszeichen, Griffe und Rituale"(1).

Die Gnostiker

Die Gnostiker waren Anhänger und Vertreter der Gnosis, einer unter den Christen des 2.Jh weitverbreitete Geheimlehre, die behauptete über den einfachen Gemeindeglauben erhaben und eines tieferen Verständnisses des Christentums teilhaft zu sein. Die Gnosis erklärte, daß eher das Wissen als der Glaube den Weg in den Himmel darstelle.

Die Gnostiker lehrten die Gnosis nicht als Religion, sondern als Wissen und versuchten eine Brücke zwischen den ersten Christen und den Platonikern zu bilden. Die Christen wiesen diese Versuche stets zurück, da sie das Ende des Christentums bedeuten würden.

Die Gnostiker gaben vor, eine besondere Kenntnis der religiösen Mysterien zu besitzen und verwarfen die wörtliche Deutung der Bibel und versuchten ihre Lehren mit denen der griechischen und orientalischen Philosophen und Religionen zu kombinieren. Sie behaupteten, daß Gott unkennbar und unerreichbar sei, daß aus Gott durch Emanation untergeordnete Gottheiten, genannt Eonen, geschaffen würden, aus denen wiederum noch niedere Geister entstehen. Die Gnostiker stimmten im Allgemeinen darin überein, daß Jesus kein Mensch gewesen sei, und in dem Glauben an die Existenz eines sogenannten Demiurgen oder Weltenschöpfers.
Sie betrachteten Christus als den höchstes Eon, das aus Gott hervorging um die Eonen dieser Welt zu bezwingen. Auf der Basis dieses Glaubens entstanden mit der Zeit viele Sekten.

Die Templer (Tempelherren, Tempelritter, militärischer Orden vom Tempel/ Tempelherrenorden THO, Fratres militae Templi, Pauperes commilitones Christi templique Salomonis)

1118 durch den hl. Bernhard, Hugo von Payens und 8 anderen Rittern zum Schutz der Jerusalempilger gegründet. 1312 von Papst Klemens V. verdammt und aufgelöst. Stärkere Neubelebung nach dem 2. Weltkrieg.

Der Tempelherrenorden war 190 Jahre lang eine der mächtigsten Institutionen des Mittelalters, sowohl der geistigen Bedeutung und dem moralischen Ansehen nach, wie auch in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Neben dem Christlichen Ritus sollen die Templer noch als Idol einen Baphometh verehrt haben.
Sie wurden beschuldigt, das Kreuz verhöhnt und den Sabbat in ihrer Kapelle zu Leon (Frankreich) gefeiert zu haben.
Heutzutage betrachtet sich die Große Landesloge als Fortsetzung des Tempelherrenordens, und gibt vor, seine vollen Geheimnisse zu kennen. Allerdings stimmen die Lehren der Landesloge nur wenig mit dem, was von den Templern an authentischem Material bekannt wurde, überein.

Quellenangaben

1: Horst E. Miers, Lexikon des Geheimwissens, Goldmann, 1986
2: dtv-Lexikon, div., 1978
3: Die Bruderschaft der Rosenkreuzer: esoterische Texte/ Hrsg. von Gerhard Wehr, 1984
4: Karl Popper, Conjectures and Refutations, 4, 1969
5: Nesta Webster, Secret Societies and Subversive Movements, London, 1924
6: Pico della Mirandola, Conclusiones Magicae
7: Marquis de Luchet, Essai sur la secte des illuminés, Paris, 1789
Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel, Büchergilde Gutenberg, 1989
Allan Oslo, Freimaurer, Umschau Verlag, Frankfurt a.M., 1988